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Unterengstringen beidseits der Limmat

Wie Unterengstringen zum Land "ennert" der Limmat kam

Seit dem Bau eines neuen Quartiers auf der linken Limmatseite entlang der Langwisenstrasse (ab dem Jahre 2007) stellten sich sicher Unterengstringer Einwohner beidseits der Limmat die Frage, wie Unterengstringen überhaupt zum Land auf der Schlieremer Seit der Limmat gekommen ist. Die Ursprünge gehen ins 13./14. Jahrhundert zurück. Im Gebiet der heutigen Grenze zwischen der Stadt Schlieren und der Gemeinde Unterengstringen floss im Mittelalter die Limmat nicht kanalisiert in einem einzigen Bett wie seit der Limmatkorrektion in den 1880er Jahren, sondern von Höngg her oft in mehreren Armen. Da damals der Sihlsee noch nicht gestaut war, wechselte der Wasserstand der Limmat das ganze Jahr über enorm und je nach Wassermenge wechselte auch die Wasserführung der einzelnen Limmatarme. Nebenarme wurden zum Hauptarm und umgekehrt.

Im Gebiet von Unterengstringen trafen sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zwei konkurrenzierende Herrschaftsbereiche. In Schlieren übte das Zisterzienserkloster Wettingen de niedere Gerichtsbarkeit aus, in Unterengstringen lag sie in den Händen der Gerichtsherrschaft Weiningen. Sehr früh versuchte man die Herrschaftsgrenze auch im Bereich des praktisch ungenutzten und oft überschwemmten Flussgebietes der Limmat genau zu regeln.

Dazu drei Beispiele:

Bereits im Jahre 1259, genau am 1. November 1259, wurde auf Burg Glanzenberg ein Streit zwischen Rudolf von Habsburg, Kirchherr in Dietikon, und Probst Eberhard vom Fahr um Pfarreigrenzen zwischen Dietikon und Weiningen ausgefochten. Die Stadt Glanzenberg wurde Weiningen zugeordnet.

1322 verkaufte das Kloster Fahr eine Insel, die bei Schlieren in der mäandrierenden Limmat lag, an das Kloster Wettingen und hoffte damit, dass Wettingen mit Ansprüchen auf dem rechten Ufer zurückhalte.

Seit 1657 wurde das Hoheitsgebiet des Klosters Wettingen dann kartographisch erfasst, um zu klaren Grundbesitz- und Hoheitsverhältnissen eine Art Grundkataster anzulegen. Hans Conrad Gyger, der gross Zürcher Kartograph, hatte 1667 nach 36jährigen Arbeit seine berühmte Karte des Kantons Zürich fertiggestellt. Gygers Lebenswerk lieferte denn auch die Basis für klare Grenzverhältnisse im Limmattal, denn auf seine Karte stützten sich die Pläne des Klosters Wettingen. Aber trotz den Festlegungen in Kartenwerken zweifelte der Abt von Wettingen 1689 immer noch die Rechte des Klosters Fahr auf das rechts der Limmat liegende Glanzenberg an und behauptete, der Boden auf dem Glanzenberg liegt, sei nämlich von der Dietiker auf die Fahrer Seite geschwemmt worden. Die "Fahrer" konnten sich aber durchsetzen, indem sie ihre Briefe (Urkunden) vorlegten.

Die Herrschaftsgrenze zwischen Schlieren und Unterengstringen wurde automatisch zur Gemeindegrenze

Mindestens seit 1660, als die Herrschaftsgrenze das erste Mal "parzellengenau" in einem Kartenwerk erfasst worden ist, erkennt man an den gelben Grenzmarken der Gyger-Karte, dass auf der Höhe des östlichen Dorfendes von Unterengstringen die Grenze zu Schlieren nicht direkt im Flussarm benachbarten Dörfchen verläuft, sondern in einem Arm, der mehr Richtung Schlieren floss. Aus Gerichtshändeln weiss man zudem, dass der Limmathauptlauf sich im späten Mittelalter immer mehr ins nördliche, d.h. ins Unterengstringer Ufer einfrass, fruchtbares Land abschwemmte und sich dem Dörfchen näherte und umgekehrt Altläufe gegen Schlieren hin verlandeten. Der im 14. Jahrhundert beim damaligen Hauptlauf der Limmat festgelegte Einflussbereich zwischen dem Kloster Wettingen und der Herrschaft Weiningen blieb bestehen; die Limmat floss mit dem schiffbaren Arm bereits im 17. Jahrhundert aber auf der Höhe der heutigen Brücke mindestens 100m nördlicher. Da in diesem Gebiet die Herrschaftsgrenze auch Gemeindegrenze war, erklärt sich, dass die Gemeindegrenze zwischen Schlieren und Unterengstringen, die spätestens 1660 kartographisch als Gerichtsgrenze festgelegt worden ist, sich im Bereich des alten Dorfkerns eben "jenseits" des heutigen Flusslaufes befindet. Unterengstringen besitzt so ausser Zürich und Dietikon als einziges Gemeindewesen auf Zürchergebiet Land auf beiden Seiten der Limmat.

- Dr. Jakob Meier, 2008

Falls Sie mehr zu der Geschichte von Unterengstringen beidseits der Limmat wissen wollen, können Sie untenstehend (unter Dokumente) die ganze Broschüre lesen. Wenn Sie lieber eine physische Ausgabe möchten, können Sie diese gratis bei der Einwohnerkontrolle beziehen.

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