Das Dörfchen vor 100 Jahren
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts, genau am 7. April 1901 - als die Tramlinie Schlieren-Unterengstringen-Weiningen der Limmattaler Strassenbahn (LSB) in Betrieb genommen worden ist - wurde die Haltestelle des «Lisebethli» (wie das Tram genannt worden ist) beim Eckstein plötzlich zum neuen Mittelpunkt des Dörfchens Unterengstringen mit seinen gut 250 Einwohnern.
Im «Führer durch das Limmattal» von 1902 hiess es damals über Unterengstringen sehr poetisch: «Gesegnete Feldfluren und gut besetze Obstgärten umgeben die Häuser. Am Hügelhang zieht sich der sonnige Rebberg hinan und darüber krönen schattige Wälder den Berg. Gubrist heisst die höchste Erhebung auf 615 Meter über Meer. Ausgedehnte Bauernhöfe und Herrengüter liegen an der Strasse und auf dem Rebhügel.»
Das spätmittelalterliche Dörfchen war ein reines Bauern-Strassendorf entlang der heutigen Dorfstrasse, gegen den Westwind geschützt durch die Endmoräne des Schlierener Rückzugsstadiums des Linthgletschers. Am Sonnenhang des Gubrist dominierten die drei herrschaftlichen Rebgüter Sparrenberg, Sonnenberg und Weid und im Westen grenzte das Gebiet des Klosters Fahr mit dem Meierhof und dem Fahrweidhof den Dorfetter ab...
Ein Gang durch das alte Dorf zu Beginn des letzten Jahrhunderts
Strassenbahnhaltestelle Eckstein
Wir starten beim neuen Zentrum der Gemeinde - der Strassenbahnhaltestelle Eckstein - am östlichen Ende der noch nicht geteerten, d. h. nur grob bekiesten, staubigen und schmalen Dorfstrasse. Am Eingang zum alten Dorfkern steht rechts ein neues, grosses Gebäude, das Restaurant Eckstein. Etwas später kommt vis-à-vis die Post mit dem Dennerladen dazu. Für diejenigen, die von Schlieren her mit der Strassenbahn kamen, war diese massive Pforte das Zeichen, dass für Unterengstringen eine neue Zeit begonnen hat. Mit der Inbetriebnahme der Limmattaler Strassenbahn von Schlieren nach Weiningen im Jahre 1901 und der Einweihung der 1892/93 gebauten Trinkwasserversorgung war eine echte Aufbruchsstimmung ins damals praktisch reine Bauerndorf gekommen, das sich im 19. Jahrhundert politisch von einer Filialgemeinde Weiningens zu einer eigenständigen Gemeinde entwickelt hat. Die erste Erweiterung des alten Dörfchens fand an der unteren Hönggerstrasse bis zur Grenze Oberengstringens statt, beginnend mit dem Bauernhof der Familie Gyr und daran anschliessend das Neubaugebiet Haggenacker. Es waren mehrheitlich einfache Einfamilienhäuser von Arbeitern und Angestellten, die vornehmlich in Schlieren, z.B. im Gaswerk der Stadt Zürich, in der Leimfabrik Geistlich, in der Waggon- und Liftfabrik und der Färberei, sowie in Zürich unter anderem bei Escher-Wyss, der Reishauer AG oder den SBB-Werkstätten arbeiteten und nur vereinzelt auch bei Banken und Versicherungen. Sie bildeten das «Ausserdorf», das auch Rennwegquartier genannt wurde, weil verschiedene Bewohner, die das «Lisebethli» regelmässig benutzten, ebenso regelmässig auf die Strassenbahn rennen mussten, damit sie nicht zu spät zur Arbeit kamen…
- Dr. Jakob Meier, 2010
Falls Sie mehr zur Geschichte von dem Dörfchen vor 100 Jahren wissen wollen, können Sie untenstehend (unter Dokumente) die ganze Broschüre lesen. Wenn Sie lieber eine physische Ausgabe möchten, können Sie diese gratis bei der Einwohnerkontrolle beziehen.
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